Somit war der Mittwoch
wie im Flug vergangen, ohne dass Raimund und ich auch nur einen Meter
der Prüfungen abgefahren waren.Ist ja kein Problem, am Donnerstag
ist noch mehr als ausreichend Zeit. Somit rollten wir dann erst Donnerstag
früh über die Prüfungen und gewannen die ersten Eindrücke
über eine etwas rutschigere Strecke als im Vorjahr.
Am Freitagvormittag kam ich von der Abnahme zurück, war voller
Tatendrang und wartete nur noch auf das Eintreffen von Raimund. Nebenbei
realisierte ich die Feuerwehr-Sirene in Rosenau, aber das geht uns heute
ja nix an, wir fahren ja gleich nochmals über die Prüfungen
und dann sofort zum Start. Als Raimund noch immer nicht auftauchte,
rief ich ihn auf dem Handy an. Seine Frau Elfi hob ab und antwortete
auf meine Frage, wo er den bleibe, völlig erstaunt: „Ja hast
Du denn die Sirene nicht gehört?“ Ich war von den Socken!
Natürlich war Raimund, der Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr
in Rosenau ist, sofort zu dem Unfallort gehetzt und hatte zusammen mit
seinen Kollegen ein verunfalltes Auto wieder auf die Räder gestellt.
Aber keine Sorge, es ging alles glatt, wir waren selbstverständlich
rechtzeitig am Start, ich war nur etwas verwundert wie cool mein Fahrer
all den Stress wegsteckte und sich über mein Erstaunen bezüglich
Prioritäten amüsierte. Und erstens kommt es anders und zweitens
eh’ schon wissen. Man(n) kann sich nicht mal mehr auf das Wetter
verlassen. Anders als in den vergangen Jahren begann es diesmal am Start
der ersten Prüfung NICHT zu regnen. Da es am Morgen in der Rosenau
noch minus 2.5 Grad hatte und die Scheiben der Autos angeeist waren,
wählten wir weiche Slicks. Nach der ersten Prüfung hatten
wir bereits realisiert – schon wieder ein Griff in’s Braune.
Es ist wie verhext. Auch auf den folgenden Prüfungen hatten wir
hatten wieder ordentliches Übersteuern. Ich befürchte schon,
dass die Zuschauer glauben ich habe einen schlechten Einfluss auf meine
Fahrer. Früher kam Ruben zuerst mit der Heckstossstange um’s
Eck, jetzt macht das der Raimund. Das gibt es doch nicht. Obwohl ich
es sichtlich genoss, die Sekunden(bruchteile) zugunsten von Achim Mörtl
bekundete die Uhr auf jeder Prüfung.
Ok, für die nächste Runde wurden härtere Reifen aufgezogen,
da ging es auch gleich besser und wir begannen mit der ersten Bestzeit.
Da wir ja was aufzuholen hatten, wurde das „strenge Programm“
sprich volle Attacke angesagt. Dies gipfelte allerdings mit einem super
Ausrutscher am Zuschauerpunkt im Rundkurs direkt vor den Augen der Familie
Baumschlager und unseren Red Bull Junioren. Wie uns später berichtet
wurde, hat sich der Betonmast, der in der Abfluglinie stand, ordentlich
gefürchtet. Allerdings war Raimund zu ihm gnädiger als zu
den Streckenbegrenzungen, diese flogen, der Mast steht immer noch. Die
5 Sekunden die wir dabei verloren taten weh, aber noch ist Polen nicht
verloren! Mehr weh tat da schon, dass Achim auch am Limit fuhr und immer
wieder um Sekundenbruchteile schneller war.
Am Samstagmorgen war Angriff angesagt, der Rückstand von knapp
10 Sekunden, das muss doch aufzuholen sein. Schon in der ersten Prüfung
sahen wir eine wilde Spur. Im Ziel erfuhren wir, dass Achim einen wilden
Highspeed-Abflug mit viel Glück gemeistert hatte. OK, Glück
gehört auch zu unserem Sport, diesmal hatte er das Glück des
Tüchtigen. Wir waren nun in Führung, allerdings ließen
auf der nächsten Prüfung unsere Serienbremsen aus und Achim
konnte den Spieß wieder knapp umdrehen. Das Duell wogte hin und
her, Hideg an dritter Position hatte schon fast eine Minute Rückstand.
Dies zeigt nur, wie extrem schnell die Herren durch die Gegend reisten.
Im nächsten „Ringerl“ hatten wir ein Erlebnis der dritten
Art. Schon kurz nach dem Start glaubten wir zuerst an einen Motorschaden,
dann an eine rutschende Kupplung. Was war geschehen? Das wunderschöne
Auto zog nicht mehr richtig und gab eigenartige Geräusche von sich.
Nach 4 Kilometern hatte Raimund endlich die richtige Idee, schaltete
auf die Benzinpumpe 2 um und schon ging es wieder vorwärts. Die
Pumpe 1 hatte sich schlicht und ergreifend langsam in’s Nirwana
verabschiedet. Die verlorenen 7 Sekunden entschieden zwar nicht die
Rallye, aber nun war doch die Luft draußen.
David Doppelreiter hatte sich inzwischen auch schon an sein WRC gewöhnt
und fuhr nun Bestzeiten, die uns für die Zukunft schon etwas nachdenklich
werden lassen. Achim ist wirklich eine sensationelle Rallye gefahren,
hat sich (fast) keine Fehler geleistet und der Zweikampf im Zehntelsekundenbereich
über zwei Tage hat uns alle begeistert. Für die Zuschauer
muss der gnadenlose Fight zwischen den beiden ebenfalls eine reine Augenweide
gewesen sein. Zumindest haben mir das eine Menge Leute bestätigt.
Wir haben uns auch gefreut, dass alle BRR Kundenautos unter den Top
14 in’s Ziel kamen, lediglich das Getriebe von Dr. Andlinger im
Golf ließ ihn im Stich. Toto Wolff hat am Anfang alle überrascht,
er war lange Zeit zweiter in der Gruppe N hinter Hermann Gassner. Der
Trend zeigt eindeutig aufwärts, lediglich sein jugendliches Ungestüm
ließ ihn dann mit ein paar Drehern und leichten Hoppalas auf den
vierten Platz zurückrutschen.
Nicht unerwähnt möchte ich zum Abschluss lassen, dass auch
Ruben am Wochenende eine kleine Rallye mit Petra in Deutschland gefahren
ist. Er hat es uns nachgemacht und wurde ebenfalls zweiter im Gesamt.
Mehr war mit einem Gruppe N Evo 5 gegen ein WRC einfach nicht drinnen,
sein Rückstand von nur 6 Sekunden ist allemal herzeigbar. Bei soviel
zweiten Plätzen konnte übrigens Michael Schuhmacher auch nicht
anders und hat sich dann auch mit einem zweiten Platz in Imola begnügt
*smile*.
Also bleibt uns gewogen, keep on drifting. Wir melden uns
in zwei Wochen von der Saturnus Rallye aus Slowenien zurück.
Euer Thomas
|